DAS HOSPITALSTRAßE 46 ALPHABET


U wie Unterschutzstellung

Welche schwierigen „Fahrwasser“ haben die Firmengebäude der WMI seit 1895 nicht schon durchfahren? Die bisher „zwanzig“ Buchstaben für die Hospitalstraße 46 zeigen auf, dass im Prinzip eine Unterschutzstellung zumindest als historisch begründbar und als diskussionswürdig zu sehen ist. Aber warum ist dieses bis heute nicht vollständig erfolgt? Woher kommen die Schwierigkeiten?

Deckblatt Kulturgespräch „Que vadis?“ 2018Im Zuge einer Neubauplanung des Stadthauses und der Umgestaltung des alten Güterbahnhofs mit angebundenem Wohnquartier, kam die Hospitalstraße in den Fokus der politischen „Stadtentwicklung“. Per Zufall erfuhr der Heimatbund 2016 von Überlegungen im Stadtentwicklungsausschuss und in Parteien, dass hier kompletter Abriss geplant und nahezu schon beschlossen ist. Nutzungsüberlegungen im Hinblick auf Erhaltung, auch durch Vorgaben des Aspekts „Gedenkstätte“, wurden nicht formuliert. Der Heimatbund und die Fraktion der „Grünen“ forderten von der Stadt, die Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Eine städtische Anfrage beim Denkmalamt in Münster/LWL erbrachte eine Ablehnung aus formalgesetzlichen Gründen. Die Stadt kommunizierte dieses Gutachten an den Heimatbund am 25.10.2016 folgendermaßen: „… [es] ergibt sich anhand der vorliegenden Unterlagen jedoch kein ausreichender Grund für eine Erhaltung und Nutzung des Objektes. Künstlerische, volkskundliche oder städtebauliche Gründe kommen hier nicht in Betracht. Aber auch wissenschaftliche, zum Beispiel architekturgeschichtliche Gründe sind nicht geltend zu machen, da die Gebäude aufgrund ihrer zahlreichen Veränderungen kein geeignetes Objekt für eine Dokumentation des Fabrikbaus, insbesondere des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, sind…“. Es mussten bei Bürgermeister und Stadtverwaltung massive Interessen gegen den Erhalt existieren, da die Stadt in der öffentlichen Kommunikation den letzten Abschnitt des LWL Gutachtens unterschlug: „…Allerdings empfehlen wir, aufgrund der oben geschilderten besonderen geschichtlichen Bedeutung des Werkes für Lippstadt eine nachrichtliche Aufnahme der Gebäude als erhaltenswerte Bausubstanz in den Denkmalpflegeplan der Stadt gemäß § 25 DSchG NRW und eine Berücksichtigung bei den weiteren Planungen (LWL 24.8.2016)“. Durch massive Intervention, u. a. des Heimatbundes, Förderverein des Museums, des Kulturrats Lippstadt und vieler engagierter Bürger, konnte inzwischen erreicht werden, dass wenigstens die Nutzung des östlichen Fabrikgebäudes als modernes und vom LWL gefördertes Museumsdepot gesichert wurde. Die politischen Spannungen bestanden und bestehen aber weiter. Eine Informationsveranstaltung des Heimatbundes 2018 wurde teilweise politisch boykottiert und Nutzungsüberlegungen abgelehnt: „Die CDU hat aktuell kein Interesse daran, über die gefassten Beschlüsse hinweg über Entwicklung und Nutzung des Gebäudes zu diskutieren und ich kann zumindest für mich (und die CDU) sagen, dass ich zu keiner Zeit suggeriert habe, dass über den kleinsten gemeinsamen Nenner (Erhaltung des Gebäudes, Depot) hinaus eine Nutzung denkbar wäre“. (Fraktionsvorsitzender Mertens 7.9.2018). Im inzwischen vorliegenden umfangreichen „bauhistorischen“ Gutachten (29.11.2018) wird aber ein Erhaltungswert gestärkt und die Argumentation des LWL vom 24.8.2016 relativiert. Der Heimatbund kämpft nun weiter für die Erhaltung der für die Historie der Stadt so wichtigen Hospitalstraße 46 und hat erfolgreich eine Nutzungsdiskussion in die Öffentlichkeit getragen, der „Berg“ bewegt sich!