DAS HOSPITALSTRAßE 46 ALPHABET


L wie Lampenbude

Fragt man alteingesessene Lippstädter nach dem WMI-Werk in der Hospitalstraße 46, kommt oft die Antwort: Ach, sie meinen die alte „Lampenbude“. Nun ja, klingt für das Gebäudeareal schon etwas abwertend, entspricht aber irgendwie auch dem aktuellen äußeren Erscheinungsbild der noch existierenden Fabrikgebäude. Heruntergekommene Fassade, Besichtigungseinschränkungen durch die Stadt, kaum Information und wenig Kenntnis zur Nutzung als Wohnungslosenunterkunft machen das Gebäudeensemble suspekt. In der öffentlichen Empfindung existiert hier so etwas wie ein sozialer Brennpunkt!

Aber dennoch bleibt offen, woher die despektierliche Sichtweise kommt? Vielleicht stammt die Bezeichnung aus der frühen Zeit der relativ kleinen Manufaktur („Bude“)? Oder auch dadurch, dass, nachdem 1911 das neue Hauptwerk der WMI in der Lüningstraße seine Arbeit aufgenommen hatte, die Hospitalstraße als Nebenstelle betriebswirtschaftlich eine Art Hinterhof („Bude“) mit Kleinserien und Werkzeugfertigung, Lager- und Logistikaspekte darstellte? Und dann kamen ja auch die „dunklen“ Kriegsjahre und die Nachkriegswirren für den Standort, danach die Umwandlung als „Ausländerwohnheim“ in den 60er Jahren.

Schaubild der Westfälischen MetallindustrieDas Hospitalstraßenwerk mit seiner „bewegten“ Geschichte war für das international aufstrebende Unternehmen Hella GmbH bestimmt kein Aushängeschild. Langjährige Streitereien mit der Stadt in Bezug auf die Fassadenerscheinung und innerbetriebliche Nutzungsprobleme endeten 1979 mit einem Verkauf an die Stadt. Und was machte dann die Stadt? Wenig! Einiges wurde direkt abgerissen, anderes gammelte vor sich hin, bestimmte Gebäudeteile blieben teilweise notbewohnbar. Die Politik und Verwaltung, möglicherweise ohne jede historische Empfindung und Kenntnis, akzeptierten durch Verfallen-lassen die Vorbereitung eines völligen Abrisses der „Fabrikruine“. Dann rumorte der Heimatbund Lippstadt öffentlich! Und dank dieser Initiative bekommt Lippstadt nun in der alten „Lampenbude“ ein sehr modernes, überregional wichtiges Museumsdepot. Wir haben damit neben dem Stadtmuseum ein Sicherungsinstitut für Historie in der Stadt und hoffentlich auch bald die Möglichkeit, Lippstadts Industriegeschichte zu präsentieren…

Wann und wie es zur Bezeichnung „Bude“ des alten WMI Werks gekommen ist, bleibt zu klären. Wie imposant Lippstadts „Lampenbude“ einmal ausgesehen hat, zeigt eine alte Briefkarte von 1904. Die Lampenbude ist ein markanter Teil der Lippstädter Industriegeschichte!