DAS HOSPITALSTRAßE 46 ALPHABET


Vorbemerkung zum „Hospitalstraße 46“ Alphabet des Heimatbund Lippstadt e.V.

Lippstadts größter und international operierender Konzern ist das Unternehmen Hella GmbH&Co.KGaA. Ausgehend vom Stammsitz und der ersten Produktionsstätte in der Hospitalstraße 46 in Lippstadt, entwickelte die Firma in nunmehr über 120 Jahren erfolgreich ihre Geschäftsfelder, insbesondere im elektrischen Autozulieferbereich, und besitzt weltweites Ansehen.

Vielfältige und historisch hochinteressante Aspekte prägen die Firmengeschichte. Neben außergewöhnlich erfolgreichen Produktinnovationen beinhaltet der historische Unternehmensverlauf zeitgeschichtlich bemerkenswerte Geschäftsentwicklungen und interessante gesellschaftsrechtliche Prozesse in Bezug auf die Eigentums- und Führungsverhältnisse. Die Firmenentwicklung enthält Elemente, die für eine Betrachtung allgemeiner deutscher Industriegeschichte im letzten Jahrhundert und auch einer damit zusammenhängenden Stadtsoziologie von historischem Interesse sind.

Die Hella-Unternehmensgeschichte kann grob in zwei Zeitperioden aufgeteilt werden. Die erste Periode betrifft den Zeitraum zwischen 1895 und 1920 (Gründerzeitraum). Damals lag die Firmenführung weitgehend in den Händen von Firmengründer Sally Windmüller. Danach begann ab 1922 eine zweite Periode mit einer Firmenführung durch die Industriellenfamilien Eduard Hueck und später auch Dr. Wilhelm Röpke. In dieser zweiten Periode entwickelte sich die Firma zum Weltkonzern und wechselte 1986 den Firmennamen von der „Westfälischen Metall Industrie AG“ (WMI) zum heutigen Unternehmensnamen „Hella“.

Die ursprünglichen ersten Betriebsgebäude der Gründerperiode befanden und befinden sich in der Hospitalstraße. Da schon 1911/12 die Firma überwiegend in einen neuen Produktions- und Verwaltungskomplex in die Lüningstraße wechselte, wurden die Hospitalstraßen-immobilien zu einer Art „Firmen-Hinterhof“. Diesem wurden dann im Verlauf der Zeit verschiedene Funktionen zugewiesen und bis 1957 bauseitig erweitert und umgebaut.  Dann kamen die Betriebsgebäude in Besitz und Nutzung der Stadt Lippstadt. Das bestehende Gebäude-Ensemble aus der ersten Firmenperiode mit seiner Architektur und vielfältigen Nutzungsgeschichte macht diesen Ort industrie- und soziokulturell äußerst interessant.

Im Zuge der geplanten Neugestaltung des naheliegenden alten Lippstädter Güterbahnhofs, mit einem jetzt angestrebten Bau eines Stadthauses und der städtebaulichen Entwicklung des angrenzenden Wohnquartiers, kam ein Abriss der alten Gebäude in die städtische Diskussion. Dank der Initiative des Heimatbundes Lippstadt und vieler Bürger*innen konnte dieses bisher verhindert werden und inzwischen wird in einem der alten Fabrikgebäude ein modernes Museumsdepot errichtet.

Um der Öffentlichkeit den notwendigen sensiblen Umgang mit diesen geschichtsträchtigen Gebäuden zu vermitteln, versucht der Heimatbund mit dem „Hospitalstraße 46“ Alphabet viele Einzelaspekte der industriehistorischen und soziokulturellen Wertigkeit dieses alten Lippstädter Industriestandortes aufzuzeigen.